Humus-Aktionen Odeonsplatz, München

12. Mai 2021: Gemeinschaftliche wERDschätzung auf dem Odeonsplatz

Kunstprojekt von Frank Fischer zum 100. Geburtstag von Joseph Beuys

„Jeder Mensch ist ein Künstler, ob er nun bei der Müllabfuhr ist, Krankenpfleger, Arzt, Ingenieur oder Landwirt.“ Joseph Beuys

Stimmen vor Ort: Mein Erleben im Humus / Interview: Gabriele Frosch
  • Zum 100. Geburtstag von Joseph Beuys am 12. Mai 2021: Frank Fischer breitet 6 Kubikmeter Humus zentral auf dem Münchner Odeonsplatz aus „für die Menschen und für die Erde“.
  • Die gemeinschaftliche Kunstaktion wERDschätzung lädt alle ein, dieser Humus-Erde zu begegnen und sie mit allen Sinnen zu erspüren und zu erfahren.
  • Seit 2018 sind Menschen auf der ganzen Welt unterwegs, um an einem Ort ihrer Wahl den weißen Stoffrahmen auszulegen und ihre persönlichen wERDschätzungen durchzuführen.

Odeonsplatz, 12:00 Uhr: Regen statt Sonne

„Wir wollen Sonne statt Reagan“ sang einst Joseph Beuys. Zu seinem 100. Geburtstag ist es umgekehrt: Von Dauerregen und Kälte lässt das Team sich nicht beindrucken und beginnt mit den Vorbereitungen. Fa. Noder Gartenbau liefert den Humus von Münchner Erden an und setzt ihn punktgenau ab.

13:30 Uhr: Frank Fischer arrangiert und bereitet den Humushaufen

Sechs Kubikmeter Humus liegen zentral auf dem Odeonsplatz. Was wie ein Fremdkörper im Kontrast zur umgebenden Architektur wirkt, ist „nur“ Erde, doch diese scheint uns direkt zu fragen: „was war zuerst da?“, „wie leben wir Menschen hier und wovon?“, „was ist unsere Lebensgrundlage?“ Die ökologische Komposterde aus München bearbeitet er achtsam mit Händen und Füßen und verneigt sich auf diese Weise vor dem Erd-Boden als lebensnotwendigen Grundlage für alles, was uns umgibt.

14:00 Uhr beginnt die Aktion

Frank Fischer legt den wERDschätzungs-Rahmen aus und begrüßt anschließend die Anwesenden. Es folgt eine kurze Einführung in das Kunstwerk, wobei er auch den Bezug zu Joseph Beuys erläutert: „Die gemeinschaftliche Aktion wERDschätzung, die ich 2018 gestartet habe, basiert auf dem erweiterten Kunstbegriff nach Beuys und führt den Ansatz der Sozialen Plastik weiter zur Idee einer „Ökologischen Plastik“: Mensch und Natur verbunden in gestaltender Lebendigkeit.“ Nach der anschließenden Danksagung an Unterstützer und Förderer lädt der Künstler alle Anwesenden und Passant*innen ein, die Installation einzeln zu betreten und der Erde zu begegnen.

Stimmen zur Humusaktion auf dem Odeonsplatz:
Ich finde es unglaublich angemessen in so einer Großstadt so eine Humus-wERDschätzung zu machen noch dazu im Kontext von Joseph Beuys“ Tobias S.
„The deep experience of taking out shame of me by pooling hands into the earth, which is every ones ground“ Alex O. aus Kolumbien
„Ein Augenblick der vollkommenen Entspannung, Geborgenheit, Verbundenheit“ Bernd M.
„… Zukunft viel positiver zu sehen, dass die Erde eine unendliche Energie ist, die uns zu Verfügung steht und die wir nutzen dürfen, was für ein Geschenk“ Bernd M.
„Eine Inspiration öfter inne zu halten, sich zu verlangsamen, bewusster die Natur wahrzunehmen … „ Daniela M.
„Kotau für diese geballte Ladung Energie“ Claudia D.
„Was für ein Wärmefeld, von einer unerwarteten Geborgenheit und Glückseligkeit, die weiter zunahm, … und ich friedvoll an mein Sterben gedacht habe“ Joachim T.
„Die Heiligkeit der Erde spüren … „ Barbara R.
„Eine Inspiration in der Natur mehr in die Wahrnehmung zu gehen und zu fühlen“ Monika S.
„Die warme Erde steht im Kontrast zum Wetter. Sie ist auch sehr weich und steht im großen Kontrast zu der architektonischen Umgebung …“ Sinan v.S.
„Danke für dieses großartige Erlebnis, Teil der Erde zu sein zu können, wo auf diesem Platz das Kirchengeläut jeden Knochen vibrieren lässt, in der Wärme des Humus, eingesunken in einem vertrauten Glücksteppich, danke danke“ Claudia D.

Um der Sicherheit der Anwesenden in der Corona-Situation gerecht zu werden, hat Freifrank für diese Aktion ein spezielles Sicherheitskonzept entwickelt und in das Kunstwerk integriert. Acht sternförmig angeordnetete rote Läufer weisen den Weg zum Humus bei Einhaltung des Abstandes von 1,5m. Wer schon einmal frischen Waldboden oder die Erde aus einem Maulwurfshügel in der Hand hatte, kennt das haptische Erlebnis, dieses Gefühl von lebendiger Energie, und den besonderen Duft. Die Masse von 3t Humus lässt außerrdem ein besonders starkes Wäremfeld spürbar wrden. Sich mit allen Sinnen der Erde wertschätzend zuwenden ist ein wahres Er-innern und Ver-innerlichen.

„Staunen, wertschätzen, schützen“ ist das Motto der Aktion auf dem Odeonsplatz, mit der Freifrank und seine MitakteurInnen sich wünschen, dass „die Menschen Frieden machen mit der Erde“. Das Wort „Erde“ steht für zwei Bedeutungen: zum einen für den Boden, auf dem wir uns bewegen, zum anderen für den blauen Planeten, auf dem und mit dem wir leben. Unterhalb der mit einem wERDschätzungsrahmen umrahmten Fläche leben in einer Tiefe von 30 cm 1,6 Billionen Lebewesen im Boden. Zum Vergleich: Auf der ganzen Erde leben nur 7,5 Milliarden Menschen und in unserer Galaxie gibt es „nur“ 100 Milliarden Sterne. Wenn wir fruchtbare Humus-Erde in der Hand halten, können wir uns dieser Dimensionen bewusst werden und eine noch größer Achtung und Achtsamkeit für unseren kostbaren Lebensraum entwickeln. „Wer dieser Erde derart staunend und wertschätzend begegnet, der schützt sie auch.“ erläutert Frank Fischer und ist mit wERDschätzung und seinen Humusinstallationen weiter künstlerisch unterwegs.

17:00 Uhr: Der Abbau beginnt und der Humus wird zum Bio-Gemüseanbau transportiert

Bildnachweis, Fotos auf dieser Seite von:
Ottmar und Annelisa Back, Jean-Marie Bottequin, Maresa Bucher, Claudia Döring, Horst Esser, Gabriele Frosch, Susanne Kohler, Barbara Koller, Bettina Lindenberg, Bernd Michaelis und Thomas Wobido.

wERDschätzung auf dem Odeonsplatz bedankt sich bei den vielen Unterstützer*innen, Förderer*innen und Aktiven, u.a.: Uta Atzpodien / plan-e, Anneliese und Ottmar Back, Manuela Barth / Urbane Gärten München, Jean-Marie Bottequin, Maresa Bucher / BBK München und Oberbayern, Claudia Döring, Angela Dorscht, Ellen Esser, Horst Esser, Gudrun Feld, Thomas Finkl, Franziska Förstner, Peter Frommherz, Gabriele Frosch, Nishanka Fuchshuber, Tom Gerhardts, Susanne Glückert, Martina Guthmann, Andrea Hadenfeldt, Marc Haug / Ökologisches Bildungszentrum , Heiner Heine, Irene Lang-Reeves, Julia Jakobi, Liudmyla Kiral, Maximilian Koch, Susanne Kohler, Barbara Koller, Hildegard Kurt, Bettina Lindenberg, Fritz Lietsch, Bettina Lindenberg, Bina Löffler, Lisa Metz, Bernd Michaelis, Daniela Michaelis, Katharina Müller, Adela Ploner, Leopold Ploner, Bettina Preu, Sonja Rabenstein, Saro Ratter, Lotte Reizner, Annette Rinn, Leonhard Seidl, Tobias Sachtleben, Agnes Schuster, Sinan von Stietencron / Stiftung Kunst und Natur, Joachim Trapp, Daniel Überall / Kartoffelkombinat, Andrea Veit, Thomas Wobido und Volker Schad / Optimistenbund Deutschland e.V..